Haltung und Herangehensweisen

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Grundsätzlich ist mir wichtig, auch hinter belastenden Differenzen oder Konflikten die Wünsche, Bedürfnisse, Grenzen und Ressourcen der Einzelpersonen und der Beziehung zu sehen und zu würdigen. Dabei versuche ich, keine Schablonen einer ‚guten Beziehung‘ anzuwenden, sondern gemeinsam mit Euch bzw. Ihnen nach Umgangsweisen und Lösungen zu suchen, die für Euch bzw. Sie gut sind. Gerade in Konfliktsituationen ist für mich in vielen Fällen die Frage handlungsleitend: „Wie kann es gelingen, das Problem nicht mehr als Gegner*innen zwischen uns hin- und herzuschieben, sondern zusammen an einer Problemlösung zu arbeiten, die für uns alle gut ist?“

Ich arbeite wohlwollend mit allen Beteiligten und sehe mich nicht in einer Bewertungsrolle. Ich bemühe mich um eine wertschätzende und fehlerfreundliche Atmosphäre. Fragen und Feedbacks sind immer willkommen. Wenn etwas Unbehagen bei Ihnen/Euch auslösen sollte, bitte ich um Rückmeldung. Wir sortieren dann gerne zusammen, ob das Unbehagen markiert, dass das Thema wichtig, aber herausfordernd ist, oder ob es anzeigt, dass ich an irgendeiner Stelle etwas fehleingeschätzt habe oder wir falsch abgebogen sind. Weder kann ich Gedanken lesen oder zaubern noch erwarte ich, dass Ihr bzw. Sie bei allen meinen Vorschlägen oder Ideen mitgeht bzw. mitgehen. Ich begreife Beratung als einen ko-konstruktiven Prozess, also als eine Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, in der wir gemeinsam die Situation besser zu verstehen versuchen, Ideen entwickeln und Möglichkeiten erkunden. Eine Begegnung auf Augenhöhe – unter Berücksichtigung unserer unterschiedlichen Rollen – ist mir wichtig.

Selbsterkundung

Gerne unterstütze ich Menschen dabei, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen wahrzunehmen und Worte dafür zu finden. Manchmal lohnt dafür ein Blick auf mögliche Hindernisse bzgl. der eigenen Wahrnehmungs- oder Kommunikationsfähigkeit. Oft können Gegenspieler gegen diese Hindernisse gestärkt werden, also Ressourcen, die die Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit unterstützen.

Verschiedene Optionen abwägen

Ich unterstütze gerne beim Kennenlernen verschiedener Optionen z.B. bezüglich Lebensweisen, Beziehungsmodellen, Sexualität etc. Gerne begleite ich auch dabei, verschiedene dieser Optionen bzgl. ihrer Passung zu den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen und bezüglich ihrer Herausforderungen abzuwägen. Manchmal ist es dafür auch hilfreich, einen kritischen Blick auf gesellschaftliche oder Community-Normen zu werfen, wenn diese es erschweren, sich ehrlich mit den eigenen Gefühlen, Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen zu beschäftigen. Mir ist es wichtig, Menschen dabei zu unterstützen, eigene Wege zu finden.

Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen kreativ zusammenpuzzeln

Mir ist grundsätzlich wichtig, die Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen aller Beteiligten zu würdigen. Selten werden Menschen in einer Beziehung glücklich, wenn das Handeln v.a. auf Vorstellungen von Verpflichtung bzw. Schuldigkeit beruht. Es geht also darum, Möglichkeiten des Umgangs zu finden, die wohlwollend mit den Gemeinsamkeiten als auch den Differenzen umgehen. Oft ist es dabei in meiner Erfahrung hilfreich, nicht über die Legitimität der Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen zu verhandeln, sondern über Umgangsweisen.

Manchmal lösen Weiterentwicklungen der Kommunikation schon viele Probleme, wenn es gelingt, sich gegenseitig besser zu verstehen und gehört und gesehen zu fühlen und Eskalationsspiralen zu unterbrechen. Dafür kann es auch hilfreich sein, die gegenseitigen Problemanalysen abzugleichen, um Anliegen, Bedürfnisse und die Motivation hinter Grenzsetzungen besser zu verstehen und zu würdigen.

Manchmal ist es komplexer, einen guten Umgang mit Differenzen oder Verletzungen zu finden. Ich erlebe es dabei als unterstützend, Komplexität grundsätzlich willkommen zu heißen und nicht automatisch als Störfaktor einzuordnen. Darauf aufbauend ist es möglich, sich in wohlwollende Suchbewegungen zu begeben, zusammen kreativ zu werden und auch mit nicht immer vermeidbaren Fehlern zugewandt umzugehen, ohne mögliche Verletzungen zu verleugnen. Immer wieder finde ich es hilfreich, Spannungsfelder, aus denen Konflikte entstehen, zu verstehen und Konflikt-Wollknäuel zu entwirren bzw. zu schauen, an welchen Fäden wir für einen besseren Umgang ziehen können.

Es gibt Situationen, in denen wir um Entweder-Oder-Entscheidungen nicht herumkommen. Ich finde aber u.a. Queer Theory und Dekonstruktions-Ansätze dahingehend inspirierend, nicht zu schnell Entweder-Oder als gegeben hinzunehmen. Oft hilft es z.B. zu schauen, um welche Qualitäten oder tiefergehenden Bedürfnisse es uns bei Themen geht, bei denen wir auf der Verhaltensebene nicht zusammenkommen. Immer wieder lassen sich dann zwischen den Entweder-Oder-Polen Zwischenräume und kreative Lösungen finden, für die diese Anliegen oder Bedürfnisse nicht mehr in Konkurrenz stehen müssen.

Oft finden sich in Beziehungskonflikten auch Polarisierungsdynamiken. Dabei ist dann z.B. die eine Person für den Wunsch nach Nähe und die andere Person für den Wunsch nach Distanz, die eine für den Wunsch nach Bindung, die andere für den Wunsch nach Autonomie, die eine für den Wunsch nach Struktur, die andere für den Wunsch nach Spontaneität zuständig etc. Oft tragen aber eigentlich die Beteiligten etwas von beiden Wünschen in sich bzw. können an beiden Qualitäten etwas schätzen und es liegt an der Dynamik bzw. daran, an welchen wunden Punkten wir getroffen werden oder wie wir die andere Person einseitig wahrnehmen, dass wir immer weiter auseinandergeraten und uns irgendwann als Gegner*innen wahrnehmen. Gerne arbeite ich an Herangehensweisen, die diese Polarisierungen auflockern und es uns erlauben, auch das Verbindende wieder zu sehen und alle Beteiligten inklusive uns selbst wieder als komplexere Wesen wahrzunehmen. Dann wird es leichter, auch die Ressourcenseiten in Wünschen und Verhaltensweisen unserer selbst und des Gegenübers wahrzunehmen und an gemeinsamen Lösungen im Umgang mit Schwierigkeiten zu puzzeln.

Um so eine konstruktive Haltung zueinander zu ermöglichen, kann es auch hilfreich sein zu schauen, welche Auslöser bei den Beteiligten eher zu Schließungen und dem Gefühl führen, sich oder die eigenen Anliegen verteidigen zu müssen, und welche es begünstigen, sich füreinander zu öffnen. Oft verbessern sich Dinge durch einen bewussteren Umgang mit diesen Auslösern.

Manchmal müssen wir auch bestimmte Wünsche oder Bedürfnisse an eine konkrete Beziehung loslassen, wenn sie nicht kompatibel sind, und manchmal brauchen wir auch Raum, um diese oder die entsprechende Inkompatibilität zu betrauern. Darauf aufbauend können wir dann überlegen, wie ein guter Umgang damit aussehen kann – ohne einander oder miteinander durch gute Umgangsweisen und Stärkung anderer Gemeinsamkeiten.

Gegenwart und Biografie

An zwischenmenschlichen Themen arbeite ich immer erstmal gegenwartsbezogen und individuell. Im Prozess schauen wir dann gemeinsam, ob und in welcher Weise biografische Reflexionen und individuelle Weiterentwicklungen und/oder strukturelle Fragen (gesellschaftliche Ungleichheit, materielle Aspekte etc.) für die Themen und Anliegen relevant sind und wie sie in diesem Falle am besten einbezogen werden können. Dabei ist oft eine Anerkennung von Belastungen hilfreich, aber ich bemühe mich, auch immer Ressourcen, Spielräume und deren Erweiterung in den Blick zu nehmen.

Wohlwollender Umgang mit Differenzen

Sehr viel beschäftigt habe ich mich sowohl mit gesellschaftlichen Ungleichheiten und deren Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen, aber auch mit dem Umgang mit anderen individuellen, biografischen und lebensweltlichen Unterschieden. Manchmal finde ich es hilfreich, diese Differenzen wie in der untenstehenden Grafik aufzuschlüsseln, um zu schauen, auf welchen Ebenen es zu Spannungen kommt und wie diese möglicherweise ineinandergreifen. Dies kann es auch ermöglichen, über eventuell unterschiedliche Wahrnehmungen zur Verortung der Differenzen und Entstehung der Spannungen ins Gespräch zu kommen.

Grundsätzlich ist mir ein wohlwollender und anerkennender Umgang mit Differenzen wichtig, um sich auf dieser Grundlage in die oben beschriebenen Suchbewegungen zu begeben.

In Bezug auf gesellschaftliche Ungleichheiten finde ich es einerseits weiterführend, anzuerkennen, dass Diskriminierung, Privilegierung, gesellschaftliche Sozialisationen und Unrechtserfahrungen etc. sich ebenso wie individuelle biografische Erfahrungen auf uns und unsere Beziehungen auswirken. Manche Beziehungskonflikte machen deutlich, dass im Umgang damit noch Luft nach oben ist und es kann helfen, das gemeinsam zu reflektieren und neue Handlungsoptionen zu entwickeln. (Teilweise wird ein entsprechendes Herangehen als machtkritisch beschrieben, auch wenn ich selbst aus theorie-nerdigen Gründen eher von herrschaftskritisch spreche.)

Gleichzeitig ist mir aber auch wichtig, uns nicht gegenseitig auf diese gesellschaftlichen Erfahrungen zu reduzieren. Das Private ist zwar auch politisch, aber es ist nicht nur politisch, sondern auch individuell. Aus meiner Sicht können wir keine guten zwischenmenschlichen Beziehungen mit Menschen führen, die wir nicht auch als komplexe Individuen mit auch individuellen Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten, Verletzlichkeiten, Stärken, Potenzialen etc. anerkennen, die sich nicht auf gesellschaftliche Erfahrungen reduzieren lassen. Eine beziehungsförderliche Arbeit zu diesem Thema erfordert also meines Erachtens die Bereitschaft, sich auf beide Ebenen einzulassen. Gerne begleite ich dabei, eventuelle Schwierigkeiten zu bearbeiten, die mit gesellschaftlichen oder lebensweltlichen Ungleichheiten, Macht-Unterschieden und Sozialisationen zu tun haben, aber auch das Individuelle und das Verbindende wahrzunehmen und zu stärken.